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28 ° C,
Sonnenschein, pfälzische Heimatkost, üppige Weine und gute Freunde ... wozu
eigentlich in Urlaub fahren ?
Bei genauerer Betrachtung ergeben sich 38 ° C
auf dem aniliner Parkplatz, Sonne ohne Schatten, cholesterinbewusstes
Rohgemüse, zuviel Bier (statt Wein wegen der Hitze) und von den Freunden
verlassen: Chris und Hardy bornholmen, Heide und Steffen mögen es Meer
französisch, Meike und Wolfgang regenerieren sich von einer mehrwöchigen Kur
und Grit: Raunheim, wo ist das ?
Also doch auf in den Urlaub: 7 Tage und 6 Nächte Hindelang ...
auf den Strassen gegenüber stauen sich PKW, LKW und Busse. "Wenn ich mal
groß bin, werde ich Busfahrer".
1. Tag - Montag
Wunderbarer Sonnenschein, 30 ° C !
Das ist ja fast wie zu Hause. Na ja, 3
Stunden Autofahrt machen den Unterschied. Mehr als die Formalitäten und die
Nahrungsmittelversorgung für die nächsten Tage ist heute nicht mehr drin.
"Wenn ich mal groß bin, dann fahre ich Euch nach Hindelang in
Urlaub".
2. Tag - Dienstag
Regen !
Schon beim Frühstück kreisen die Gedanken um die
Aktivitäten des Tages, die sowohl dem Ruhebedürfnis des familienernährenden
Vaters als auch dem durch Regen behinderten Aktivitätsdrang des Sprösslings
gerecht werden sollen. Wir entschließen uns also, die Mo-Lok zu besuchen. Vielleicht ist ja für
beide was dabei. Die Mo-Lok ist übrigens nicht Moritz hauseigene Eisenbahn,
sondern eine ca. 400 Quadratmeter große Modelleisenbahnanlage. Groß und
Klein können die kleinen und mittleren Märklin-Züge bestaunen (der Fachmann verzeihe
hier bitte das fehlende Fachvokabular für die Größenbezeichnungen der
Bahnen, gell, Hardy), und sogar das Dürkheimer
Fass und der Dürkheimer Bahnhof
sind vertreten ! "Wenn ich mal groß bin, werde ich
Lokomotivführer". Obwohl wir alle was davon haben, wird dieser Event der Sportlichkeit meines
Sohnes in keinster Weise gerecht. Wo der das nur her hat ? Immer
noch Regen. Wat nu ? Um
die brodelnde Gefahr eines schlecht gelaunten Sohnemanns zu reduzieren, gehen
wir jetzt erst mal in sein Lieblingsrestaurant zum Mittagessen: LUIGI.
"Wenn ich mal groß bin, dann mache ich auch mal Pizza selbst".
Also begeben wir uns zu Luigi an den Tresen und bestaunen, wir er den
Pizzateig gekonnt in die Luft kreiselt, auffängt und mit den feinsten
Leckereien belegt. "Und wenn ich mal groß bin, nehme ich die große
Schaufel und leg die Pizza in den Steinbackofen". Uff, mit einem
Glas trockenen Chianti gleiche ich mein Geduldsbarometer wieder aus und wir
zahlen. Draußen als erstes: die Kapuzen hoch, denn es regnet, wie könnte es
anders sein. Wat nu ? Diese Frage wird uns wohl noch häufiger beschäftigen,
aber für dieses Mal setzen sich die Männer durch. Moritz möchte was zum
spielen und ich spiele mit dem Gedanken an Whisky. Beides hatten wir zu Hause
schon besprochen und bei der Regierung vorgefühlt, also auf nach Immenstadt
zum Shoppen. Moritz besteht auf einem Gabelstapler (er hat ja erst 2) und ich
finde einen Glenfarclas Family Reserve von 1983 (ich hab ja erst 3). Der Tag
scheint gerettet, was sich nach einer abendlichen Partie UNO bestätigt. "Und
wenn ich mal groß bin ..."
3. Tag - Mittwoch
Bewölkt !
Schön, wir können wenigstens ein bisschen Wandern gehen, auch wenn die
Wiesen noch feucht sind. Um zu Gunsten von Papi auf das Trageteil zunächst zu
verzichten (... ächz ...), entscheiden wir uns, mal das Café Polite zu
besuchen. Eine gemächliche Wanderung, für Moritz und seine neuen
Wanderschuhe jedoch inklusive Steigungen und Grasmarsch. "Wenn ich mal
groß bin, dann wandere ich bis zum Gipfelkreuz". Wir erreichen das
Ortsende und wollen den ersten Trampelpfad betreten, da fällt Petra das
Schild ins Auge: Mittwoch Ruhetag ! Welcher Tag war noch mal heute ? Während
Petra das Schild im Auge hatte, habe ich Hardy im Ohr: "Das hätte man
auch vorher nachlesen können ..." Ja, danke und tschüs. Wir laufen
trotzdem zum Café Polite, damit Moritz was zum Laufen hat und müde wird. Ja
ja, Voraussicht ! Es hat dann auch Spaß gemacht. Wir trafen auf mehrere
Schafe, einen Heuhüpfer, ein kleines Bächlein, 2 Kätzchen, einen
Sandkasten, einen Spielplatz, einen Traktor. Moritz ist zufrieden und schön
marschiert. Das macht natürlich hungrig, und da das in meinem Hinterkopf
vorhandene, kleine Fünkchen Hoffnung auf einen kleinen Mittagsschmaus trotz
Ruhetag nicht erfüllt wurde, machten wir uns auf den Weg in die Krone. "Wenn
ich mal groß bin, koche ich ganz alleine Spaghetti". Christiane, das
Essen ist immer noch sehr gut. Hardy, die hübsche Eva bedient immer noch und
sie kann noch so schön lächeln ... Den restlichen, weiterhin
niederschlagsfreien Tag wollten wir zum Minigolf nutzen. Wir waren ganz
allein, was auch nötig war, da Moritz mit seinem eigenen Kinderschläger
sämtliche Bahnen unsicher gemacht hat. Trotzdem hat er prima mitgespielt und
sogar gewonnen. Er hatte nämlich die meisten Punkte. "Und wenn ich
mal groß bin, habe ich auch einen großen Schläger". Bei einem
schönen Abendessen zu Hause und der mittlerweile obligatorischen Partie UNO
(erst der 2. Abend, aber Moritz besteht drauf) klang der Tag aus ...
4. Tag - Donnerstag
Regen ...
... sollte ab jetzt unser ständiger Begleiter sein. Ich dachte immer, das
wäre meine Frau ?! Eine Wanderung ist diesmal nicht machbar. Wir versuchen,
sämtliche Spielmöglichkeiten unserer Ferienwohnung
auszunutzen und schaffen so den Vormittag. "Wenn ich mal groß bin,
fahre ich auch einen Gabelstapler". Da wandelt meinen Sohn die Lust
an, er möchte doch Linsensuppe als Mittagessen haben. Do legst di
nieder ! Also auf in den Bauernmarkt und die Linsen besorgt, und was da sonst
noch so rein gehört. Es hat wirklich sehr gut geschmeckt, da bin ich von
meiner Holden nichts anderes gewohnt. Aber ich war plötzlich nicht mehr
alleine, da sich die Linsen mit mir unterhalten wollten. Und die haben keine
Ruhe gegeben, den ganzen Nachmittag. Aus dem Haus zu gehen war wirklich ein
mulmiges Gefühl. Aber das Verlangen war dann doch stärker, denn ich wollte
die Gelegenheit nutzen, mein geliebtes Schmalz beim Café
Mali abzustauben. Und ich habe es bekommen, ein ganzes Glas voll. Und das
beste daran ist, dass ich das Glas von zu Hause mitgebracht habe und so dessen
Größe selbst bestimmen konnte. Und zu Hause bekomme ich von meinem Schatz
sogar noch Kresse für auf den Schmalz. Hab ich's gut. Und ... ich glaube,
jetzt verfalle ich in Schwärmerei. Die Tatsachen sind dann jedoch
ernüchternd und die ersten Gedanken schleichen sich ein: was, wenn es morgen
schon wieder regnet. "Wenn ich mal groß bin, sage ich dem Petrus, was
er für ein Wetter machen soll". Obwohl wir gerne optimistisch sind
verheißt die Wettervorhersage nichts Gutes. Am Sonntag soll es wieder schön
werden. Da fahren wir Heim. Also noch eine Runde UNO - Moritz kennt plötzlich
keine Farben und Zahlen mehr und das Spiel nimmt surreale Formen an - und dann
ab ins Bett ...
5. Tag - Freitag
??????? ....
Wie ist denn nun das Wetter heute morgen ? Ein Auge auf. Das zweite Auge auf.
Beide Augen zu. Schatz, kannst Du bitte den Laden aufmachen. Man sieht ja gar
nichts. Ein Auge auf. Das zweite Auge auf. Tränen in den Augen, Tränen aus
dem Himmel: es regnet. Der Frust ist groß, die Wettervorhersage sieht sich
bestätigt. Wir hätten dann wohl gutes Wetter für die Heimreise. DAS REICHT. Es
war schon 2 Mal sehr schön in Hindelang, aber die Zeit können wir in der
Pfalz besser verbringen. Das Bündel geschnürt, die Wohnung bezahlt. Jetzt
noch Käse in der Oberen
Mühle eingekauft, und dann ... Moment ... es ist 12.00 Uhr. Da könnten
wir doch eventuell vielleicht unter Umständen noch hier zu Mittagessen ?!
O-Ton Petra: "Das kann ich jetzt auch nicht mehr genießen, lass uns nach
Hause fahren". Dem musste ich mich trotz der anfänglichen Euphorie
beugen und dann sind wir losgedüst. Im Regen. Wenn
ich mal groß bin ... |
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